Wulff auch weiterhin im Amt des Bundespräsidenten?
Christian Wulff, ein tragischer Charakter, der fast einem
Shakespeare würdig erscheint: Eine dunkle Vergangenheit, die während seiner
Abwesenheit ans Licht kommt. Ein Bote erteilt im Nachricht davon, woraufhin der
Protagonist versucht, das Unaufhaltsame aufzuhalten. Dadurch entsteht erst der
wahre Konflikt, der zwangsläufig zur Eskalation führt. Schade ist an der ganzen
Sache nur eines: Der Protagonoist ist nicht irgendeine historische Figur.
Der deutsche Bundespräsident, der erste Mann im Staat, ist eben jener,
der sich in die beschriebene Situation gebracht hat.
Christian Wulff –
sein
Name. Und das Problem an der ganzen Sache: Der Zuschauer erkennt, was die
Charaktere nicht zu sehen in der Lage sind. Der Bundespräsident denkt durchweg,
dass es um die Offenlegung längst vergangener Kredite und Reisen geht. Die
Medien warten Zähne fletschend auf den nächsten Missgriff des Christian Wulff
und das Volk hofft doch einfach nur, dass alles bald vorbei sei. Mag es der „
Wulff im Schafspelz“
sein. Den Bürgern ist es gleich, so lange er seine Aufgaben erledigt, unter
anderem die, eine moralische Instanz zu sein, den Politikern auch mal auf die
Finger zu hauen und dem deutschen Volk Mut zu machen, insbedesondere in
wirtschaflich nicht einfach Zeiten.
Die freiheitlichen Grundrechte fangen bei Meinungsfreiheit an!
War es enttäuschend, was sich der Bundespräsident da mit dem
Axel-Springer-Verlag geleistet hat? Ja, das war es. War es überraschend? Da
fällt ein klares „Ja“ nicht mehr so leicht von den Lippen. Die Presse- und Meinungsfreiheit wird seit
jeher von Politikern versucht eingeschränkt oder kontrolliert zu werden. Diese grundlegendsten aller freiheitlichen
Grundrechte konnte ein Fürst Metternich noch in Schranken weisen, doch über
die Zeit entledigte sie sich dieser Zwänge. Nach vielem auf und ab stehen wir
heute da, wo wir sind: Die freiheitlichen Grundrechte sind jedem
deutschen Bürger ausnahmslos und einklagbar zugesprochen. Dabei gilt im
Allgemeinen das Prinzip des Liberalismus: Meine eigene Freiheit hört dort auf,
wo die des anderen anfängt. Was bedeutet das für die Meinungsfreiheit? Wieviel
Gerüchte oder auch Wahrheiten von anderen darf ich verbreiten? Selbst im falle
unseres Bundespräsidenten: Was darf gesagt werden, was nicht? Ist alles der
Wahrheit förderlich? Ist es fair, über jemandes Rücken über ihn herzuziehen?
Kann jemand eine lupenreine Weste haben? Christian Wulff sollte nicht für das,
was er in der Vergangenheit getan hat, als Bundespräsident bestraft werden.
Jeder von uns hat Leichen im Keller, die besser nie ans Licht kommen sollten.
Man sollte nach dem beurteilt werden, was man heute ist und tut. Jeder sollte
sich sein eigenes Urteil über Wulff bilden, aber vor allem darüber nachdenken,
wie er selber behandelt werden wollte, wäre er in Wullfs Situation. Ein Spiel
zu verlieren ist okay, aber unfair zu spielen nicht!
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