Saturday, January 12, 2013

Ethik und Schönheit als Maßstab in der Fotografie. Was der Mensch für Verlangen hat

Ethik in der Fotografie?

Wie schon mehrfach deutlich wurde, begibt sich ein Fotograf oft auf eine Gratwanderung, wenn er oder sie Fotos von „heiklen Objekten“ aufnimmt. Insbesondere bei Bildern aus Krisenregionen, die menschliches Leid darstellen, kommt schnell die Frage auf, inwieweit die Bilder ethisch vertretbar sind. Auch wenn Ethik nicht das Kriterium ist, das bei der Aufnahme des Bildes im Vordergrund steht, so schwingt es (oder sollte es zumindest) doch ständig beim Fotografen mit. In aller Regel sind sie sich bewusst, dass etwa Frontjournalismus schwierige Fotos beinhaltet und auch weiterhin produzieren wird. Ethik und Krieg schließen sich zwar auf dem ersten Blick gegenseitig aus, aber obszön oder ekelig muss es auch nicht gleich sein. Ethisch vertretbar wird die Kombination aus beidem aber in erster Linie durch den Zweck. Nicht dass der die Mittel heiligt, aber wenn er darin besteht, aufzuklären, ist die Bereitstellung auch der grausamsten Bilder zwar immer noch erschreckend und abstoßend, aber doch wichtig. Solchen Fotografien kann dokumentarischer Wert beigemessen werden und uns somit die Schrecken und Gräuel von Krieg, Vertreibung und Naturkatastrophen vor Augen führen bzw. sie für die Nachwelt festhalten. Eine Ethik der Aufklärung verpflichtet also fast auch zu den abschreckendsten Bildern.

Schönheit als Maßstab?

Auf dem Markt muss nicht unbedingt der Schock das sein, was Betrachter anzieht. Schönheit kann genauso zum Publikumsmagneten werden. Menschen umgeben sich gerne mit ihr. Ob dadurch nun tiefste Bedürfnisse befriedigt werden und um was es sich im konkreten Fall handelt, wenn man meint, etwas sei schön, kann kaum eindeutig geklärt werden. Aber neben dem Effekt, einfach nur Aufmerksamkeit zu bekommen, was durchaus mit Hässlichkeit zu erreichen ist (siehe das Beispiel der Ugly Models), geht es darum, den Menschen zu einer angenehmen Gefühlsassoziation zu bewegen. Das Verlangen nach Schönheit wird daher viel öfter in Werbespots bedient als andere Bedürfnisse. Auch in zunächst profan erscheinenden Sequenzen wie etwa Autoreklame oder Hygieneartikel treffen wir fast ausnahmsweise auf schöne Menschen, die im Alltag eine Rarität sind, in schönen und sauberen Umgebungen oder Landschaften.

Ästhetisch wünscht sich der Mensch seine Umgebung

Egal, ob nun ethisch vertretbar oder nicht, einwandfrei schön oder nicht. Ästhetisch muss ein Bild, eine Skulptur, ein Film etc. sein, damit es, sie oder er uns anspricht. Entscheidend sind hier Proportionen, die natürlich je nach Geschmack abweichen, um als ansprechend empfunden zu werden. Wer jedoch mehr als nur oberflächlicher Betrachter oder Konsument vorgefertigter Waren sein bzw. selbst produzieren möchte, der sollte sich in diesen Aspekt hineinfühlen. Erst durch die Ästhetisierung bekommen Werke doch ihren Reiz und können uns Menschen ansprechen.

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