Vor einiger Zeit war
ich in Berlin unterwegs. Wie es dann so ist, überkommt einen
irgendwann der Hunger und da habe ich mich zu einem dieser
Bratwurstverkäufer begeben, die überall in der Berliner Innenstadt
anzutreffen sind. Eine richtige Berliner Bratwurst findet man
nicht oft, aber die schmeckte, die ich da grillfrisch bekam.
Aufgegessen nutzte ich eine der beiden Servietten, die ich bekommen
hatte, um meinen Mund abzuwischen. Die andere steckte ich erst einmal
in die Tasche. Später in der S-Bahn holte ich, verwundert, was das
in meiner Tasche sein könnte, wieder hervor und erblickte eine
Werbung des Economists. Ich hatte eh nichts zu tun und las deshalb
die Anzeige durch. Es geht um die Menschen von Okinawa, die im
Durchschnitt länger leben als irgendwo anders auf der Welt. Dies
wird auf die Ernährung der Einwohner zurückgeführt, die sich im
Wesentlichen aus Fisch und Sojabohnen zusammensetzt.
Weiter wird in dem Text
darauf eingegangen, wie schwer es trotz der offensichtlichen Vorteile
dieser Art der Ernährung sei, sie populär zu machen. Im Gegenteil
vertreten viele sogar die Meinung, dass eine Konzentration auf Fisch
und Soja zu einer einseitigen Ernährung und damit zu
Mangelerscheinungen führen würde. Okinawa also Vorbild oder
doch nur ein Kuriosum unserer Zeit? Die Frage ist schwer zu
beantworten. Letztlich muss jeder und jede für sich entscheiden, was
gut für ihn oder sie ist. Aber die Fakten einer soja- und
fischreichen Ernährung bestechen: Der Blutdruck sinkt, die Gefahr
für viele Krankheiten, die das Herz betreffen sinken etc.
Was mich jedoch am
meisten irritierte, ist der Punkt, dass ich diese Werbung, die mich
explizit vom Fleischverzehr abhalten wollte, ausgerechnet als
Packungsmaterial für mein Fast Food bekam. Meine Berliner
Bratwurst, deren Geschmack ich auch nach der Lektüre dieses
kurzen Aufrufs noch im Mund hatte, kam mir natürlich augenblicklich
geschmählert vor. Vielen Dank, lieber Bratwurstverkäufer!
Ich für meine Teil
habe aus dieser Erfahrung zwei Schlüsse gezogen: 1. Auch beim Essen
ist man nicht vor den Folgen der Globalisierung
sicher und 2. wäre mir das ganze sicher nicht passiert, wenn ich
mich der hausgemachten Gerichte wie Mansaf
oder der ukrainischen
Küche zugewandt hätte, anstatt mich schnell
auf die erstbeste Bratwurst zu stürzen.
Von genau so einen kam die Berliner Bratwurst (Quelle: uinnberlinhostel.com) |
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